Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs

Eine theatraler Virus von Mike Daisey. ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG.

Du liebst dein Apple iPhone? Du darfst es lieben. Du sollst es lieben. Denn es wurde vom iGott persönlich geschaffen. Steve Jobs, Visionär und Gründer von Apple, wird dafür nicht umsonst als Genie verehrt. Gemeinsam mit seinen Ingenieuren erfand er die intuitiv zu bedienenden Gadgets, die uns heute den Alltag erleichtern und versüßen. Ihm ging es nie nur um die Technik, er erschuf Meilensteine des Produktdesigns und die Werkzeuge für Kreativität und Individualität. „Think different“ war dabei der geniale Slogan von Apple für viele Jahre. Also: Denke anders und lass deiner Liebe freien Lauf!

Aber halt! Wo kommen die ganzen Geräte, für die wir bis zu 59 Stunden vor dem Apple-Store anstehen wollen, eigentlich her? Der US-amerikanische Autor, Schauspieler und bekennende Apple-Fan Mike Daisey ging dieser Frage nach und stieß bei seiner Recherche auf Produktionsbedingungen, die so gar nicht zum Image des Konzerns passen wollen. Er schrieb in Folge einen fulminanten Monolog, der als österreichische Erstaufführung zu sehen ist und der die Liebe zu Apple und den Glauben an den iGott gehörig in Frage stellt…

Am Foto: Peter Malzer © Andreas Hechenberger Text zum Bild: Peter Malzer nimmt sich in Mikes Daisys Monolog Steve Jobs und dessen Lebenswerk Apple vor.

Pressestimmen

„Steinwender (..) lässt den Text Daiseys für sich sprechen. Dieser ist „der Virus“, der verbreitet werden soll, damit man nach dem Vorhang seinen digitalen Begleiter in der Jackentasche mit etwas anderen Augen sieht. (..) Auch die großflächig eingeblendeten Visuals von Giovanna Bolliger (..) geben dem Auge Halt genug.
DER STANDARD, 30.03.2017

„„Die Agonie und Ekstase des Steve Jobs“ klärt auf, unterhält und öffnet die Augen über Firmenhintergründe und -abgründe. Dabei stellt sich die Frage, wie es eigentlich in anderen Unternehmen zugeht, wie dort die Produktionsbedingungen sind und welche Dinge noch unter der Oberfläche des Reklameglanzes schlummern. Daiseys Monolog ist dabei vermutlich die Spitze eines Eisbergs und ein wichtiger Beitrag zur kritischen Betrachtung von künstlich und sorgfältig aufgebauten Marketing-Images großer Firmen.“
Reichenhaller Tagblatt, 04.04.2017

„Markus Steinwender inszenierte die österreichische Erstaufführung von DIE AGONIE UND DIE EKSTASE DES STEVE JOBS bitterböse und apfelsüß: Sehr gelungen. (..) Der kritische Theatermonolog mit bitterbösen Tendenzen entpuppt sich nämlich als ausgewachsene Gesellschaftskritik, die es in sich hat. (..) Peter Malzer beeindruckt mit seiner flammenden, empathischen Rede, die ansteckend ist. Zu rockigen Tönen und künstlerischen Projektionen verschwimmen die Monologe und werden zu einem stringenten Ganzen. (..) Im Laufe des fulminanten Monologs wird Steve Jobs genauso desmaskiert wie sich P. Malzer seiner Kleidung entledigt. Nach und nach löst sich das seriös trendige Erscheinungsbild beider Ebenen in Luft auf.“
What I saw from the cheap seats, 29.03.2017

Am Foto: Peter Malzer © Andreas Hechenberger Text zum Bild: Peter Malzer nimmt sich in Mikes Daisys Monolog Steve Jobs und dessen Lebenswerk Apple vor.

Mehr über das Stück

„Das hier geht an die Verrückten, die Außenseiter, die Rebellen, die Unruhestifter, an die, die aus dem Muster fallen… diejenigen, die die Dinge anders sehen — sie halten nichts von Regeln und respektieren den Status Quo keineswegs… Sie bringen die menschliche Rasse weiter und obwohl sie andere als die Verrückten sehen, sehen wir sie als Genies. Denn diejenigen, die verrückt genug sind, zu denken, dass sie die Welt ändern könnten, werden diejenigen sein, die es tatsächlich tun.”
Steve Jobs, Think Different, 1997

40 Jahre sind vergangen, seit Steve Jobs und Steve Wozniak (und zunächst auch noch der dritte Mitbegründer Ronald Wayne) sich gefunden, zukunftsweisend und kreativ zusammen gearbeitet und die mittlerweile unser aller Leben beherrschende Garagenfirma „Apple“ geboren haben. Die menschelnde Metapher steht hier zu Beginn aus gutem Grund: Ein iPhone wird als wichtigster Begleiter bezeichnet, als Heiligtum, als unersetzbarer Lebensmittelpunkt, es und sein Besitzer oder seine Besitzerin bilden eine Symbiose.

Sie können nicht ohne einander, benötigen den Strom aus der Steckdose, der ins geradlinig designte Ladegerät fließt, genauso wie die schnellen Informationen, die mittels Nachrichten App sofort abrufbar sind. Sofern das Mobilfunknetz oder der WLAN-Anschluss mitspielen. Sind BenutzerIn, Netz und iPhone im Einklang, ist die Harmonie des 21. Jahrhunderts hergestellt. Dann stellen sich Menschen 59 Stunden vor den Apple-Store um das neueste iPhone als erste in die Hände gedrückt zu bekommen. Sprechen offen über ihre Apple-Sucht. Und verteufeln diejenigen, die sich mit dem simplen Abklatsch des Originals begnügen müssen. Sich gleichzeitig zu informieren, zu kommunizieren, Musik zu hören und zu fotografieren sind kinderleichte und ununterbrochene Fertigkeiten unseres silbergrauen Alltags.

Das Jahr 1976 hat die Menschheit in eine digitalisierte und scheinbar individualisierte Welt hinein katapultiert, in der sie sich ohne personalisierten Startknopf, ohne intuitive Menüführung und vor allem ohne punktgenaue Standortaktivierung wohl nicht mehr zurechtfänden. „Think different!“ lautete der Werbeslogan im Jahr 1997. Heute, fast 20 Jahre später, muss man die Differenzen suchen. Smartphone- und Tablethersteller lassen ihren Apple – Inspirationen freien Lauf. Wer sich das Original nicht leisten kann, greift zur günstigeren Kopie, wird aber – das ist zumindest die Meinung des Apple-Jüngers – unter Garantie enttäuscht. Ein iPhone ist ein iPhone ist ein iPhone. So einfach ist das.

„Und von all der Technologie, die ich liebe auf dieser Welt,
liebe ich die, die von Apple kommt, am meisten.
Denn ich bin ein Apple-Fan, ich bin ein Apple-Partisan,
ich bin ein AppleManiac, ich bin ein Anhänger des Mac-Kultes:
Ich war in der Kirche des iGotts,
ich durchlitt die Stationen seines Kreuzweges,
ich kniete vor seinem Thron.“
aus: DIE AGONIE UND DIE EKSTASE DES STEVE JOBS

MAZAB bringt Steve Jobs‘ Gedankenwelt, seine Visionen, seine Erfolge und seine Misserfolge auf die Bühne und verhandelt dabei den verschwenderischen Umgang mit menschlichen Ressourcen und unsere Abhängigkeit und Affinität zur Technik. Dabei hat Mike Daiseys Text einen direkten Umgangston, der schnell, komisch, berührend und aufregend zugleich ist. Sprunghaft werden die beiden Handlungsstränge, die Reise nach Shenzen und die Recherche zu Steve Jobs und Apple verwoben und führen über die Ereignisse der letzten Jahre hinaus. Die Missstände in den Foxconn-Werken, die damit verbundenen Suizidfälle, die Überstunden- und Niedriglohnproblematiken, die Erschöpfung, die Kinderarbeit und Gesetzesübertretungen in China werden auch bei uns öffentlich, und dennoch wissen wir von Organisationen wie China Labor Watch, dass die Arbeitsbedingungen beim neu ausgewählten Zulieferer Pegatron teilweise noch schlechter sind als bei Foxconn. Wir wissen aber auch, dass Apple (und sämtliche Firmen, die unsere be- und geliebten kleine elektronischen Spielzeuge herstellen!) viel daran gelegen ist das schmutzige Image der gleichzeitigen Menschenverachtung und Profitsteigerung loszuwerden. Je mehr NutzerInnen davon wissen, je mehr Gewissen durch solche Theaterabende, wie MAZAB ihn produziert und einer breiten Öffentlichkeit vorführt, gebissen werden, desto schlechter für die großen Unternehmen und desto besser für diejenigen, die für uns das herstellen, das zur Lebensnotwendigkeit geworden ist.

Team

Mit Peter Malzer

Regie Markus Steinwender
Ausstattung Anne Buffetrille
Visuals Giovanna Bolliger
Dramaturgie Elisabeth Nelhiebel

Termine

ARGEkultur
Ulrike-Gschwandtner-Straße 5
5020 Salzburg

  • Di, 28.03.2017 // 19:30 PREMIERE
  • Mi, 29.03.2017 // 19:30
  • Mi, 19.04.2017 // 19:30
  • Di, 16.05.2017 // 19:30
  • Mi, 17.05.2017 // 19:30

Tickets online

Infos

Spieldauer ca. 90min, keine Pause
Altersempfehlung ab 16 Jahren

Über den Autor
Mike Daisey

„Mike Daisey does what Michael Moore once did for General Motors.“
ENTERTAINMENT WEEKLY

Der 1976 geborene Mike Daisey ist ein amerikanischer Monolgist, Autor und Schauspieler.

„Der Meistererzähler … einer der besten Soloperformer seiner Generation. Was ihn von den meisten anderen unterscheidet, ist wie elegant er persönliche Erfahrungen, historische Begebenheiten und philosophische Gedanken übereinander legt.“
Jason Zinoman, New York Times

In seinem 2010 erschienen Monolog outet er sich als „AppleManiac“, als technikaffiner Liebhaber alles wohldesignten, als einer der Endkunden, auf denen Apples Erfolg basiert. Alles wäre gut gelaufen, niemals hätte er sich Fragen gestellt, niemals wäre er nach China gefahren um Foxconn zu besuchen, wenn da nicht dieses eine Foto aufgetaucht wäre. Das Foto einer chinesischen Arbeiterin, die ausdruckslos irgendwo in China genau das gemacht hat, was wir alle fast täglich wiederholen und mit so viel Menschen weltweit teilen, wie das kein noch so fixer Grenzschutz oder EU-Austritt jemals verhindern wird können: Ein Selfie.

„Scharfsinnig und leidenschaftlich dargebrachte Rede über kleine und große Dinge, zur gleichen Zeit vollkommen persönlich und dabei schmerzhaft universell.“
Louise Kennedy, Boston Globe

www.mikedaisey.com

Downloads für die Presse

Dank an

  • die SZENE Salzburg und dem theater // an der rott
    für die Zurverfügungstellung der Probenräume.
  • Mike Daisey für den grandiosen Text und die Möglichkeit ihn zu verwenden.

Fotos

Mit freundlicher Unterstützung von
Stadt Salzburg Kultur, Bundeskanzleramt.Kunst, Land Salzburg Kultur.