Rita will’s wissen
Komödie von Willy Russell. Teil ZWEI der MAZAB Trilogie DREIMALDREI.
Frank ist Literaturprofessor, zynisch und stark dem Whisky zugeneigt. Rita ist Friseuse, aber sie hat einen großen Wissensdurst und Frank soll ihr im Rahmen eines Universitätskurses Bildung beibringen. Doch Frank merkt bald, dass Rita viel mehr gesunden Menschenverstand hat als die „gebildeten Bürger“, mit denen er lebt.
Er beginnt sie auf Grund ihrer Lebensfreude und natürlichen Ansichten zu lieben. So wirbelt sie die Welt ihres desillusionierten Professors kräftig durcheinander. Doch je mehr sie sich den Konventionen des Bildungsbetriebs anpasst, um so mehr fühlt sie sich in ihrem alltäglichen Umfeld als Außenseiterin.
Verträgt die Bildung soviel Rita, und verträgt Rita soviel Bildung?
Team
Regie/Bühne Markus Steinwender
Kostüme Anne Buffetrille
Maske Andrea Linse
Lichtdesign Erich Posch
Technik Marvin Gschnitzer / Erich Posch
Übersetzung Angela Kingsford-Röhl // Markus Steinwender
Verlag LITAG Theaterverlag, München
Empfohlen ab 14 Jahren
Produktion MAZAB mit Unterstützung von Stadt Salzburg Kultur, bm:ukk, Land Salzburg Kultur
Mit Peter Malzer und Elisabeth Nelhiebel
Spieldauer ca. 110min, eine Pause
Pressestimmen
.. spritzige Komödie mit Tiefgang .. Elisabeth Nelhiebel begeistert in der Rolle der wissbegierigen Blondine mit enormer Wandlungsfähigkeit ..
dz, 1.10.2013
Videotrailer
Termine (2013/14)
Sa, 28. September 2013 (20 Uhr) – kleines theater – Premiere
Sa, 05. Oktober 2013 (20 Uhr) – kleines theater
Fr, 25. Oktober 2013 (20 Uhr) – kleines theater
Di, 12. November 2013 (20 Uhr) – kleines theater
Sa, 30. November 2013 (20 Uhr) – kleines theater
Mi, 04. Dezember 2013 (20 Uhr) – kleines theater
Do, 12. Dezember 2013 (20 Uhr) – kleines theater
Mo, 30. Dezember 2013 (20 Uhr) – kleines theater
So, 12. Januar 2014 (19 Uhr) – kleines theater
Do, 23. Januar 2014 (20 Uhr) – kleines theater
Mi, 26. Februar 2014 (20 Uhr) – kleines theater
Mi, 16. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Do, 17. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Fr, 18. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Sa, 19. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Di, 22. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Mi, 23. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Do, 24. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Fr, 25. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Sa, 26. Juli 2014 (20 Uhr) – Theatertage Mildenburg (Miltenberg/Main, D)
Di, 29. Juli 2014 (20 Uhr) – Festung Hohenwerfen (Werfen, A)
Mi, 30. Juli 2014 (20 Uhr) – Festung Hohenwerfen (Werfen, A)
Pressefotos
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Fotos
Alle Fotos © Andreas Hechenberger.
Über das Stück
„Rita will’s wissen“, oft als auch unter dem Titel „Bildung für Rita“ gespielt, wirft eine aktuelle gesellschaftspolitischen Zukunftsfrage auf: Bildung. Bildung ist der Schlüssel zu gesellschaftlichem Fortschritt, zu politischer Stabilität, zur Entwicklung verantwortungs- und selbstbewusster BürgerInnen und zur Integration von Menschen, die aus anderen Ländern und Kulturkreisen nach Österreich gekommen sind.
Angelehnt an den „Pygmalion“-Stoff (den Willy Russell nicht kannte, als er das Stück schrieb) geht es in „Rita will’s wissen“ mit den Mitteln der Komödie um den bildungsmäßigen Aufstieg von Rita, ihre individuelle Entscheidung, den vorgezeichneten Lebensweg in der Unterschicht zu verlassen und sich durch die Aneignung von Wissen und Fähigkeiten eine Chance zu erarbeiten. Eine Geschichte am Puls der Zeit. Rita kämpft sich aus eigener Kraft hoch, sie erkennt, dass Bildung ihre Chancen im Leben erweitert und verbessert. Sie setzt sich ein Ziel und verwirklicht sich dadurch selbst. Wir sehen ein Beispiel, wie es gehen könnte. Und müssen uns auch die Frage stellen, wie die Bildungschancen in der heutigen Realität wirklich sind und ob die Durchlässigkeit, die sich das Bildungssystem auf die Fahnen geheftet hat, vorhanden ist.
Auf den ersten Blick ist „Rita will’s wissen“ eine leicht zugängliche, unterhaltsame Komödie. Aber wie bei allen guten Theaterstücken ist auch hier Unterhaltung mit sprachlichem und inhaltlichen Niveau vereint. Willy Russell hat von seinem Stück gesagt, er habe sich bemüht, eine Liebesgeschichte zu schreiben (vgl. auch die entsprechende Aussage zu „Blackbird“ von David Harrower). Dies ist ihm zweifellos gelungen, allerdings geht es gleichzeitig um eine Reihe vielschichtiger Themen. Eines davon ist bereits im Titel: Bildung. Ein anderes ist Literatur: Was ist eigentlich Literatur, und wie und warum soll man sich mit ihr befassen? Kurz: Das Stück enthält vieles, was zum Nachdenken anregt und junge Menschen – und nicht nur sie – interessiert.
Sprachlicher Ausdruck ist in einem Theaterstück, dessen Wirkung vor allem vom Dialog bestimmt wird, von entscheidender Bedeutung. Willy Russell hat ein feines Gespür für die Nuancen der englischen Umgangssprache. Er stattet seine beiden Dialogpartner mit der Fähigkeit aus, sich sehr differenziert ausdrücken zu können. Sprachlich am auffälligsten ist Ritas Dialekt, das sogenannte Scouse, der Liverpooler Stadtdialekt. Natürlich ist es schwierig, diesen ins Deutsche zu übertragen, die Übersetzerin Angela Kingsford-Röhl hat es mit einer „normalen“ deutschen Umgangssprache versucht und einiges auch weggelassen. Ein Grund, eine neue überarbeitete Übersetzung anzufertigen. Im Gegensatz zu Rita spricht Frank akzentfreies Standardenglisch und in der Übersetzung Hochdeutsch. Im Verlauf des Stücks, nähern sich die beiden sprachlich aneinander an. Zwar gibt Rita ihren Akzent nicht auf, aber ihre Ausdrucksmöglichkeiten erweitern sich. Etwas, das für ein junges Publikum ein wichtiger Aspekt sein kann: Sprache bringt die Möglichkeit sich auszudrücken, andere zu beeindrucken, und hilft, Schranken zu überwinden, die sich ansonsten automatisch ergeben: z.B. beim Bewerbungsgespräch.
Willy Russell gehört mit Sicherheit nicht zu den avantgardistischen Autoren, seine Stücke sind bewusst well-made. „Rita will’s wissen“ bewegt sich in dem für viele moderne Gesellschaftskomödien typisch formalen Rahmen: chronologische Akt- und Szenenfolge, Beschränkung auf nur einen Schauplatz, realistisches Bühnenbild und mehr oder weniger alltagstypische Personen und Situationen. Doch genau dadurch spricht „Rita will’s wissen“ aber ein möglichst breites soziales Spektrum von Theaterbesuchern an. Zum Beispiel ist der zeitliche Ablauf des Stücks denkbar einfach: Anfang und Schluss fallen in etwa mit Beginn und Ende des Kalenderjahres zusammen. Der erste Akt beginnt im Januar und endet im Mai. Der zweite Akt beginnt nach den Sommerferien im September und reicht bis Dezember. Die inhaltliche Verlaufsstruktur wird von der Entwicklung im Verhältnis der beiden geprägt, eine Handlung im Sinne einer Abfolge äußerer Ereignisse gibt es nicht. Ähnlich wie bei „Blackbird“ ist die innere Entwicklung, die durchaus auch außerhalb der Szenen stattfindet, die entscheidende Handlung. Im ersten Akt lernen sich Frank und Rita kennen, Frank beginnt sich in Rita zu verlieben, doch Rita muss sich mehr und mehr mit eigenen Problemen beschäftigen. Am Ende des ersten Aktes ist Ritas Ehe zerbrochen, und ihr Essay ist als Prüfungsleistung wertlos. Die Spannung zwischen ihr und Frank ist unübersehbar. Im zweiten Akt kommt es zwischen den beiden zu einer Umkehr der Rollenverteilung. Während im ersten Akt Rita auf Frank angewiesen ist und von seiner Persönlichkeit beeindruckt ist, ist es jetzt Frank, der Rita mehr und mehr braucht und sich zunehmend für ihr Privatleben interessiert. Rita emanzipiert sich allmählich von Frank, der dadurch die Defizite in seinem Leben immer deutlicher empfindet. Für ihn hat Ritas akademischer Erfolg nur äußerlichen Charakter. Sie hat lediglich eine Kultur durch eine andere, aber nicht durch eine bessere ersetzt. In der letzten Szene nehmen die Dinge dann doch noch ein versöhnliches Ende, aber es ist weit von einem klischeehaften Happy End entfernt.
Die Hauptthemen und -motive sind Klassenunterschiede, Kultur, Bildung und Literatur. Die Klassenunterschiede zwischen working class und middle class, scheinen zwar hauptsächlich einer Situation der 70er/80er Jahre zu entsprechen, doch wird das Thema Klassen/Schicht ja derzeit wohl wieder aktueller denn je. Und Bildung gilt als Ausweg aus klassischen Unterschicht-working poor -Biografien. Doch wissen wir aus Statistiken ebenfalls, wie undurchlässig unser derzeitiges Bildungssystem ist und wie sehr es auf Separierung ausgelegt ist. Hier sollte sich für die (jungen) Zuschauer die Frage zu stellen, ob Bildung etwas ändern kann, d.h. ob und auf welche Weise sie im Speziellen eine Biographie verändern kann. Dabei ist auch der Begriff der Kultur interessant. Für Rita bedeutet er nicht Kunst, Literatur, Theater usw. sondern „a way of living“. Kultur hat etwas mit „meaning of life“ zu tun, mit Bedeutung für das Leben. Kultur bedeutet für Rita vor allem, Entscheidungsmöglichkeiten zu haben. Doch zeigt sich bei Ritas Versuch der kulturellen Grenzüberschreitung auch, dass dabei die Gefahr besteht, die eigene soziale Identität zu verlieren und dass der Mut notwendig ist, sich auf Neues einzulassen und die Zukunft ungewiss sein zu lassen. Der Themenkreis Bildung zeigt, dass die in der Schule vermittelte Bildung traditionell auf einer mittelständischen Buchkultur basiert. Wenn aber in der Familie keine Bücher gelesen werden, dann besteht auch keine Möglichkeit Lesegewohnheiten zu entwickeln. In einem bildungsfernen sozialen Umfeld wird dabei auch die Schule nicht ernst genommen und wer sich für Bildung interessiert, wird als Außenseiter abgestempelt. Bildung ist da etwas für Bessergestellte, für einfache Leute ist sie überflüssiger Ballast. Eine solche Einstellung macht aber den Schulerfolg und damit den Zugang zu höherer Bildung für Kinder wie es Rita war, fast unmöglich. Zum Erwachsenwerden gehört hier bei Rita dazu, sich von dieser Einstellung zu lösen und im zweiten Bildungsweg nachzuholen, was als Kind kaum möglich war. Dafür muss sie erst den Zugang zu Büchern finden, und entdeckt hier die Unterscheidungen der Literaturrezipierung: Für Rita gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Trivialliteratur und anspruchsvollen Romanen. Für sie sind Bücher dann gut, wenn man sie versteht. Was hier angedeutet wird, ist die stillschweigende Übereinkunft, dass es so etwas wie einen Kanon wertvoller Literatur gibt, der nur durch entsprechende Bildung sinnvoll gelesen werden kann, da er voll Anspielungen und Querverweise ist. Es kommt zum Diskurs, was Literatur bezweckt, wie Literaturkritik funktioniert und ob Dichtung (poetry) mehr ist, als nur der Gegenstand intellektueller Bemühungen: nämlich unmittelbarer Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls und damit von jedem verständlich, ob mit oder ohne Bildung.
Über den Autor Willy Russell
Der britische Autor Willy Russell schreibt mit Witz, Satire und spritzigen Dialoge und einer ordentlichen Portion lebensnaher Philosophie. „Rita will’s wissen“, auch unter dem Titel „Bildung für Rita“ bekannt, wurde als beste britische Komödie des Jahres 1980 ausgezeichnet und erfolgreich mit Michael Caine und Julie Walters verfilmt. Das autobiografische Stück hat Willy Russell vom Damenfriseur zu einem der erfolgreichsten Theaterautoren Großbritanniens gemacht.
Mit freundlicher Unterstützung von Stadt Salzburg Kultur, bm:ukk, Land Salzburg Kultur